WARNUNG! Dies ist der längste Blogpost ever in der Geschichte von «Touchin’ Jamaica». Zur Belohnung dürft ihr aber Jamaika-Fotos gucken. Also stellt euch Getränke und Snacks bereit, geht nochmal pullern und macht es euch zum Lesen gemütlich.
Likkle but tallawa – Klein aber oho, sagt man gern auf Jamaika. Obwohl Jamaika mit einer Nord-Süd-Ausdehnung von 82 km und einer West-Ost-Ausdehnung von 236 km etwa nur halb so gross wie Mecklenburg-Vorpommern ist, bietet es auf dieser kleinen Fläche eine grosse Vielfalt an faszinierenden Landschaften.
Ob die meist strandgesäumte, belebte Küstenlinie im Norden und Nordwesten oder grünbewachsene und ursprüngliche Hügellandschaften wie das Cockpit Country oder die majestätischen Blue Mountains im Inneren. Ob felsig eingerahmte ruhige Buchten und schroffe Klippen wie Lovers Leap im Süden – das Auge bekommt stets wunderschöne An-und Aussichten präsentiert und wird immer wieder aufs Neue von der Schönheit Jamaikas eingefangen. Auch kakteenbewachsenes Buschland, wie im Südosten der Karibikinsel kann seine Reize haben.
Schaut selbst und begleitet uns einmal um die Insel.
Teil I – Von Norden nach Osten durch Jamaika
Soviel Schönheit – wo fängt man da an? Am Einfachsten wohl dort, wo die meisten ausländischen Touristen landen, in Montego Bay im Norden von Jamaika. Wir sind unterwegs von Montego Bay im Parish Saint James in Richtung Port Antonio. Auf dem recht gut ausgebauten Major Highway, der meist am Meer entlang führt. Hier und auch im Nordwesten Jamaikas, findet man die meisten Touristenorte mit feinsandigen Stränden und meist üppig bewachsenem Hinterland. Die Küstenebenen werden seit Jahrhunderten landwirtschaftlich intensiv genutzt.
Man findet entlang dieses «Gürtels» auch die meisten «Greathouses», die ehemaligen Residenzen der Plantagenbesitzer und Sklaventreiber aus dem düstersten Geschichtskapitel dieser schönen Karibikinsel. Einige sind offen für Besucher und werden mehr oder weniger touristisch vermarktet. Wir geniessen überwältigende Panoramen übers Meer bis zum Horizont vom Greenwood Greathouse, Rose Hall Great House und Seville Greathouse aus, welche erhaben über dem Küstengürtel thronen und in denen man den angestaubten Prunk der ehemaligen Plantagenbesitzer bewundern kann.
Bei einer Fahrt mit dem Bambusfloss im Martha Brae River im Trelawny Parish spülen wir den Staub ab und erfreuen uns an der Ruhe hier und an der üppigen Flora und Fauna Jamaikas. Auch um Ocho Rios im Parish St.Ann herum findet man viele Aussichtspunkte, die einen Besuch wert sind. Zum Beispiel den Mystic Mountain, wo man bei einer Bobfahrt das «Cool Runnings»- Feeling nachempfinden kann. Auch vom Aussichtspunkt beim «Oceans on the Ridge» oder dem Lookout bei den Konoko Falls überblickt man Ocho Rios ganz fantastisch. Wir folgen weiter der A1, lassen Oracabessa hinter uns und geniessen den grossartigen Ausblick auf die von Bergen eingefasste Bucht von Port Maria mit dem vorgelagerten Cabarita Island im Parish St.Mary.
Da wo die Strassen auf Jamaika schlechter werden und die Vegetation dichter und grüner, wo Obstplantagen den Weg säumen und die Hotelbunker rar werden, da beginnt das Parish Portland, der «Obstkorb» Jamaikas. Hier sollte man unbedingt eine Plantage besuchen, wo man verschiedenes inseltypisches Obst, Gemüse, Gewürze und Kräuter nicht nur gezeigt und erklärt bekommt, sondern auch probieren kann. Kein Palast, auch nicht der Wohnsitz von diversen Tourguides, ist «Trident Castle». Dieses weisse, palastartig anmutende Bauwerk wurde einst für die Baronin Elisabeth Siglinde Stephan von Thyssen errichtet und ist heute hochpreisiges Hotel, Eventlocation und Drehort diverser Musikvideos. Wer sich’s nicht leisten kann dort zu logieren, sollte wenigstens einen Schulterblick nach links riskieren und die märchenhafte Ansicht geniessen.
Auf dem Weg in den Osten holen wir uns ein paar Impressionen vom Frenchmans Cove – der mit weissem Sand, azurblauem Wasser und seiner saftig grünen Umrandung ein wahrer Bilderbuchstrand ist – und Winifred Beach, wo man die Lebensfreude der Jamaikaner direkt erleben kann. Dazwischen liegt ein echtes «Augenkonfekt»: Die «Blue Lagoon» bei Port Antonio, die Filmen wie «Cocktail» mit Tom Cruise und «Die Blaue Lagune» mit der ganz jungen Brooke Shields und Christopher Atkins, als Kulisse diente. Schon wegen der intensiven Farben in allen Blau- und Grünschattierungen ist die Blue Lagoon einen Abstecher wert. Von hier aus kann man bei einem Bootsausflug die Villen verschiedener internationaler Grossverdiener am San San Beach bestaunen. Doch wir wollen weiter, unser Tagesziel ist Manchioneal, die östlichste Stadt von Portland. Auf dem Weg stärken wir uns in Boston Bay natürlich mit dem berühmten Jerk und fangfrischem Lobster und machen einen Abstecher zum kleinen Boston Beach, dessen Wellen auch mit Surfbrettern beritten werden können.
Dann fahren wir an schroffen Felswänden und meeresschäumenden Buchten entlang weiter in Richtung Osten. Nur durch eine Mauer vom Abhang zum Meer getrennt, wandert unser Blick über die ungezähmte Küste und einsame kleine Sandstrände. Wir kühlen uns die Füsse im rauschenden Meer am langen Strand von Long Bay, der bis auf die buntbemalten Hütten der Strandküchen recht naturbelassen wirkt. Nach Baden ist uns nicht zumute, denn die starke Unterströmung ist auch für geübte Schwimmer nicht ganz ohne. Bei recht hoher Brandung finden hier Surfer die besten Voraussetzungen. Touristengruppen begegnet man in diesem Landesteil immer seltener, die Ostküste hat sich dem Ökotourismus verschrieben und – Gott sei Dank – keine grossen Hotels zu bieten. Die Gegend ist eher etwas für Individualisten und Ruhesuchende. Unterwegs erhaschen wir eine schnelle Aussicht über die malerische Bucht, an der sich unser Ziel Manchioneal entlang schlängelt. Manchioneal, einer der ersten wichtigen Bananenhäfen Jamaikas, wurde benannt nach dem hochgiftigen Manchinelbaum, der nur hier zu finden ist. Schon der Rauch des verbrannten Holzes kann Blindheit hervorrufen, wenn er in die Augen gerät.
Unseren jetzt müden Augen gönnen wir jedoch lieber ein ganz besonderes Plätzchen zum Ausruhen. Wir verbringen die Nacht an der südlichen Seite der Bucht und geniessen beim Einschlafen die Aussicht aus dieser Perspektive und die Geräusche der Nacht. Das «Bliep-bliep» der winzigen Baumfrösche untermalt vom Zirpen von Grillen und Zikaden wiegt uns ins Traumland.
Teil II- von Osten nach Südwesten
Ein wundervoller Sonnenaufgang hat uns geweckt und nach einem deftigen jamaikanischen Frühstück sind wir bereit für unsere Weiterfahrt. Heute führt uns die Fahrt durch endlos scheinende Zuckerrohrfelder, doch auch diese Landschaft hat durchaus ihren Reiz. Am Strassenrand begegnen uns immer wieder Männer mit Macheten. Sie wirken auf uns ein wenig wie die von Mutti vielbeschworenen Strauchdiebe, dabei sind sie nur auf dem Weg zur Arbeit in den Feldern.
Bevor wir uns durch das Parish St. Thomas in Richtung Süden weiterbewegen, statten wir noch dem gar nicht so einfach zu findenden Morant Point Lighthouse einen Besuch ab. Von diesem Leuchtturm, der hier schon seit über 170 Jahren dafür sorgt, dass die Schiffe ihren Weg finden. Gut möglich, dass dieser stählerne Wegweiser noch die letzten Piraten der alten Zeit gesehen hat. Noch möglicher, dass er den Kriminellen der Neuzeit den Weg weist, denn Jamaika liegt direkt an der Kokain-Route und gilt als einer der Hauptumschlagplätze für das «weisse Gold». Die Aussicht vom Leuchtturm in 30 m Höhe ist irre und der Wind pfeift uns um die Ohren. Unser Blick schweift über so viel Weite an der Küste entlang und über Zuckerrohrfelder und Kokospalmenplantagen. Im Hintergrund sieht man die Ausläufer der Jamaikanischen Blue Mountains. Die holperige Anreise zu diesem abgelegenen Ort hat sich also doch gelohnt. Gerne tragen wir uns ins Gästebuch ein und halten noch einen kleinen Schwatz mit dem Leuchtturmwärter und einigen Arbeitern, doch dann müssen wir weiter.
Auf unserem Weg nach Bath durch das Tal des Plantain Garden River fangen wir einige schöne Panoramen ein, bevor wir uns im leicht radioaktiven, mineralhaltigen Quellwasser des dortigen Heilbades erfrischen und stärken. Von dort führt uns unser Weg wieder zur Küste und über Bull Bay zu den Cane-River-Falls, wo schon Bob Marley Badefreuden frönte. Ohne es zu bemerken, haben wir dabei die Grenze zum Parish St. Andrew überschritten, der einen weiteren Parish umschliesst, den Kingston Parish. Oh Kingston Town… schon aus der Ferne grüsst uns die Hauptstadt Jamaikas mit einem Blick auf ihren Hafen und dem Rest auf das, was Erdbeben 1692 und 1907 vom legendären Port Royal übrig liessen. Die Lage von Kingston, welches von drei Seiten von Bergen eingerahmt und auf einer Seite durch das Meer begrenzt wird, verspricht interessante Ansichten. Vorbei am Norman Manley Airport fahren wir auf der schmalen Halbinsel Palisadoes vorbei am Plumb Point Lighthouse auf die Spitze der Landzunge zu, auf der sich die einstige Piratenhochburg Port Royal befindet. Unterwegs zieht noch das scheinbar verwahrloste Fort Rocky unsere Aufmerksamkeit auf uns, welches eine schöne Perspektive auf die vorgelagerte Miniinsel Lime Cay und Kingston selbst bietet. Zurück in Kingston selbst lassen wir uns zu einem nächtlichen Stopover nieder, und während sich die Nacht auf die quirlige Stadt senkt, geniessen wir das Funkeln der Lichter, die immer mehr werden.
Wieder erwacht machen wir uns von Kingston aus auf in Richtung Norden in die berühmten Blue Mountains mit ihren engen, halsbrecherischen Strassen. Eine Fahrt in die Blue Mountains ist nicht nur wegen des köstlichen Jamaica Blue Mountain Kaffees, der dort angebaut wird lohnenswert, sondern auch der spektakulären Aussichten wegen. Eine der schönsten hatten wir bei Irish Town im Süden der Blue Mountains, wo man in der Ferne die Inselhauptstadt Kingston und das Meer erblickt. Viele schwärmen von einem Aufstieg auf den 2256 m hohen Blue Mountain Peak. Man sagt, an ganz klaren Tagen könne man von dort aus Kuba sehen. Toll ist sicher auch der Blick vom Gipfel auf den Sonnenaufgang. Da man für so ein Erlebnis sehr zeitig aufstehen muss, lassen wir diese Art Abenteuer aus. Schliesslich soll unsere “Jamaikatour” mit euch nicht in Anstrengung ausarten. Wunderschöne Sonnenaufgänge kann man übrigens auch ganz toll an der Nordküste, besser noch an der Ostküste erleben.
Am nächsten Tag verlassen wir Kingston auf dem Mandela Highway nach Westen, um bei Portmore im Parish St. Catherine zum weissweichen Hellshire Beach abzubiegen, von wo aus wir noch einmal über das Meer auf Kingston zurückschauen. Die in der Nähe gelegenen Two Sisters Caves sind leider geschlossen, aber immerhin hat man auch hier einen schönen, mit Kakteen garnierten Blick über den in allen Blautönen schimmernden Ozean. An fast einsamen Stränden entlang fahren wir weiter über Salt River nach Milk River, wo der gleichnamige Fluss hier die Grenze vom Clarendon zum Manchester Parish markiert. Bevor wir Bull Savannah erreichen, landen wir noch an einem abgelegenen Fischerstrand, dem Farquhars Beach, wo uns wiedermal das Meer mit einer tollen Ansicht belohnt. Nicht lange danach erregt ein Schild unsere Neugier: Alligator Hole. Wir haben gelesen, hier könne man vom Kanu aus Wasservögel, Alligatoren und sogar Manatees, die riesigen aber sanften Seekühe zu sehen bekommen. Ausser ein paar Hühnern scheint aber zuerst niemand daran interessiert, uns durch die Wetlands zu begleiten. Doch dann wird der Ranger namens Deacon auf uns aufmerksam und paddelt mit uns über glasklares Wasser durch das weitläufige Feuchtbiotop und wir geniessen die Ruhe und das Grün der hohen Schilfpflanzen.
Nach dieser herrlichen Auszeit wird es jetzt aber Zeit für die Weiterfahrt, denn wir sind spät dran und erreichen im Sonnenuntergang unser Ziel Treasure Beach im St.Elizabeth Parish. Hier wollen wir die Nacht verbringen und Kraft schöpfen für die Eindrücke der nächsten Etappe.
Teil III- vom Süden aus ins Cockpit Country
Treasure Beach begrüsst uns mit einem herrlichen Panorama, welches wir zum Frühstückskaffee geniessen dürfen, bevor wir zu unserer heutigen dritten Etappe aufbrechen. Also reissen wir uns von der schönen Aussicht über die Küste los und machen uns auf in Richtung Westen. Angekommen in Black River erwarten uns schon die Krokodile im gleichnamigen Fluss, dessen Wasser glasklar ist und der nur wegen der Sedimente im Flussbett schwarz wirkt. Captain Teddy fährt uns mit seinem Fischerboot durch die mangrovengesäumten Flussarme, welche sich durch das Feuchtgebiet des «Great Morass» schlängeln, welcher viele Vogelarten und Krokodile beherbergt, die sich fast bereitwillig hier und da zeigen. Zurück in Black River lohnt noch die Fahrt mit dem Fischerboot zu «Floyd’s Pelican Bar», welche sich mitten im Wasser auf einer Sandbank erhebt. Von Weitem mutet dieser feuchtfröhliche Ort fast wie eine Szene aus «Waterworld» an und auch wir können den Verlockungen nicht widerstehen, denn wer kann schon von sich behaupten, mitten im warmen Karibischen Meer badend gleichzeitig ein Red Stripe getrunken zu haben. «Floyd’s Pelican Bar» ist bei Sonnenuntergang sicher nochmal so stimmungsvoll, aber so lange können wir nicht warten, wir haben noch einiges vor.
Von Black River aus biegen wir nach Norden ab. Von hier aus scheint es fast nur noch ein Katzensprung zu unserem nächsten Stopp, den Y.S. Falls, zu sein. Hier fällt der Y.S. River in 7 Kaskaden über insgesamt 36 m hinab, bevor er weiterfliesst und sich bei der Ortschaft Holland mit dem Black River vereinigt. Ebenfalls in dieser Gegend hat «Bambusa vulgaris» einen eindrucksvollen, natürlichen, grünen Tunnel geschaffen. Die ca 4 km lange Bamboo Avenue bringt uns geplagten Autofahrenden ein wenig Abkühlung. Jetzt wäre etwas zu trinken nicht schlecht, also auf ins Nassau Valley, wo sich das Appleton Estate befindet und man bei einer Führung und Verkostung allerhand über Zuckerrohrverarbeitung und Rumherstellung erfahren kann. Das Nassau Valley liegt übrigens schon im Cockpit Country, welches aus Kalksandstein besteht und dessen Geologie sich am ehesten mit einem Emmentaler Käse vergleichen lässt und welches aus der Luft besehen wie eine mit grün bewachsenen Eiern befüllte Eierpappe wirkt. Das liegt daran, dass Jamaika zu zwei Dritteln aus mehreren Jahrtausende alten, hunderte Meter dicken Kalksteinschichten besteht. Die Verkarstung schuf tiefe Täler und ausserdem unzählige unterirdische Höhlen in denen viele Flüsse unterirdisch weiterfliessen und an anderer Stelle wieder unter anderem Namen auftauchen. Durch diese bergige und unwegsame Wildnis, die schon den Maroons als Zuflucht diente, führt keine Strasse und auch Wanderer sollten hier nur mit erfahrenen Guides unterwegs sein. Das Cockpit Country ist einzigartig in der Welt und bietet Heimat für einen außerordentlich hohen Artenreichtum an Tieren und Pflanzen, die es nur hier gibt.
Die Vorräte gefüllt mit Rum und die Lungen voll mit frischer Bergluft, treibt es uns wieder gen Treasure Beach. Wir wollen noch nachholen, was wir gestern nicht mehr geschafft haben, weil uns schon die Dunkelheit im Nacken sass, die nicht unbedingt ein Freund mietwagenfahrender Touristen ist. Also drücken wir aufs Gaspedal und verkaufen uns selbst die Hoppelei über schlaglöcherige, sich stets windende Strassen als eine Art kostenlose «Wilde Maus». Dabei geniessen wir so gut es geht, die sich bietenden wechselnden Aussichten, bis wir wieder im Süden bei Southfield sind, von wo aus wir die Lovers Leap Road zur gleichnamigen Klippe nehmen. Wo die Santa Cruz Mountains abrupt über 520 m ins Meer abfallen, hat man nicht nur einen der fantastischsten Panoramaausblicke im ganzen Süden, sondern dieser Ort weiss auch noch eine dramatisch-romantische Geschichte zu erzählen:
Es war einmal, bei Lovers Leap, da hatten sich zwei Lovers lieb. Nur leider durften Mizzy und Tunkey zusammen nicht kommen, denn sie waren Sklaven und sollten arbeiten, statt zu lieben. Zumal sich auch ihr Master Chardley in die entzückende Mizzy verguckt hatte, der sie mit Geschenken umwarb und eifersüchtig jeden ihrer Schritte beobachten liess. Als dieser nun rausbekam, dass sich seine Auserwählte heimlich mit einem Sklaven von der Nachbarplantage traf, spielte er seine Trumpfkarte aus und arrangierte, dass Tunkey an eine weit entlegenere Plantage verkauft werden sollte. Da blieb den Beiden nur die Flucht und als ihre Verfolger sie bis an die Klippen getrieben hatten, sprangen sie. Denn wenn sie im Leben nicht vereint sein durften, wollten sie es wenigstens im Tode sein.
So oder ähnlich wird die Legende auch heute noch geschildert. Abgesehen davon ist Lovers Leap ohnehin, wie überhaupt der Süden Jamaikas ein besonders hübsches Fleckchen Erde. Die Herzen voller Romantik kehren wir zurück nach Treasure Beach, wo wir beim Sonnenuntergang den Abend am Frenchman’s Bay ausklingen lassen. Mit der nächsten, der vierten und letzten Etappe, schliesst sich dann der Kreis und wir sind bald wieder am Ausgangspunkt unserer Reise durch die vielfältigen Landschaften Jamaikas.
Teil IV- Vom Süden in den Norden
Heute brechen wir zur letzten Etappe unserer Landschafts-Tour in Jamaika auf. Bald werden wir aber prompt wieder aufgehalten von einem kleinen Juwel von Strand. Ausser uns und ein paar einsamen Fischerbooten ist hier niemand, der die Idylle stört. Riesige Äste, die irgendwann als Treibgut angespült wurden, laden zum Verweilen ein und so geniessen wir einen Moment nur das Rauschen der Wellen und sammeln ein paar Muscheln, bevor wir weiter fahren.
Von Black River aus fahren wir noch einmal in nordwestlicher Richtung in die Berge, um in Seaford Town, welches auch «German Town» genannt wird, die Nachfahren der deutschen Siedler zu besuchen. Diese liessen sich um 1834, geködert mit dem Versprechen auf Haus und Hof, hier nieder. Trotz der Unwegsamkeit des Geländes, welches kaum klassische Landwirtschaft im europäischen Stile zulässt, ist dieser Ort ein kleines Schmuckstück, versteckt in den grünen Hügeln und umrahmt von Regenwald. Durch eben diesen fahren wir auf holperigen, engen Strassen weiter zu den Mayfield Falls, die sich fast an der nördlichsten Grenze zwischen dem Parish Westmoreland und dem Parish Hanover befinden.
Die Mayfield Falls punkten mit einer gemütlich- sportlich erfrischenden Wasserwanderung unter dem schattigen Blätterdach des Dschungels. Unter den rauschenden Kaskaden belohnen wir uns mit prickelnden Wassermassagen. Nach diesem belebenden Naturerlebnis könnten wir eigentlich weiter nach Norden an die Küste und von dort direkt nach Montego Bay fahren. Doch den westlichsten Westen Jamaikas komplett zu ignorieren, wäre ein Fehler. Nicht umsonst zieht es alljährlich massenhaft Touristen dorthin, speziell nach Negril. Wenigstens einmal sollte man den berühmten 11 km langen Strand -den 7 Mile Beach- gesehen und seine Zehen im warmen, feinen, weissen Sand eingegraben haben. Den Umweg nehmen wir doch gern in Kauf. Angekommen am südlichen Ende von Negril, schleichen wir uns durch den Garten eines Hotels zum Strand und lassen die herrliche Kulisse auf uns wirken, die genau dem Klischee von Sonne, Strand und Meer entspricht. Und wirklich- kilometerweit nichts als weisser Sand… Ob wir nochmal ins Wasser hüpfen, nur ganz kurz? Na los, mit Anlauf … Danach riskieren wir noch einen kleinen Blick in Rick’s Cafè, welches berühmt ist für seine todesmutigen Klippenspringer. So manch junger Jamaikaner bessert sich hier sein karges Einkommen mit beeindruckenden Sprungkünsten auf. Zum Sonnenuntergang, der einer der eindrucksvollsten der Karibik sein soll, können wir leider nicht bleiben, schliesslich geht schon heute Abend unser Flieger von Montego Bay.
Endlich können unsere geplagten Bandscheiben aufatmen, die Strasse von Negril nach Montego Bay ist eine der besseren auf Jamaika und wir kommen rasch unserem Ziel entgegen. Da können wir uns eigentlich kurz vor Montego Bay noch einen Abstecher nach Wiltshire leisten. Das heisst aber auch, bei Reading abzubiegen und so die gute Strasse wieder zu verlassen. Und wieder über Stock und Stein durch grünes Vegetationsgewirr zu hoppeln. Dabei hätten wir fast das winzige Hinweisschild verpasst, welches uns den Weg zum Rockland’s Bird Sanctuary weist. Wirklich gut versteckt in den bewaldeten Hügeln ist dieses Refugium für einheimische Vögel. Diese kommen angesichts der angebotenen Leckerbissen ganz freiwillig herbeigeflogen und holen sich ihren Teil. Waldspechte, Zwergtauben, Gelbfinken, Blauammern, Kolibris und viele bunt Gefiederte mehr finden sich hier ein. Wer möchte, kann die vernaschten Kolibris sogar selbst mit Zuckerwasser füttern und ganz aus der Nähe das Farbspiel ihres Federkleides betrachten und dem flirrenden «Frrrrtttt» ihrer Schwanzfedern lauschen. Abgesehen davon ist die Aussicht auf Montego Bay von hier aus wirklich grandios, man kann sich kaum losreissen.
Das sollten wir aber nun doch, denn wie gesagt, geht unser Flugzeug noch heute. So machen wir uns abermals auf den steinigen, schlaglöchrigen Weg, der uns zur Abzweigung in Reading führt, von wo aus wir dann Montego Bay erreichen. Gut, dass wir heute schon reichlich Kontakt mit Wasser hatten, da reicht ein kurzer Blick über den beliebten Doctors Cave Beach, der mitten in der Stadt liegt und ebenfalls mit weissen weichen Sand punktet. Badende und Sonnenanbeter können von hier aus den ganzen Tag die Landemanöver der Urlaubsflieger beobachten. Cocktails und andere Erfrischungsgetränke werden währenddessen direkt ans Strandhandtuch serviert.
Gönnen wir uns hier doch noch ein kühles, prickelndes Red Stripe zum Abschied von Jamaika!
Zum Wohl und: auf Wiedersehen!
Anmerkung: 4 Tage sind ganz sicher nicht ausreichend, die Stationen dieser fiktiven Rundreise genau in der Reihenfolge und Intensität zu bereisen, wie es in den vier Teilen beschrieben wird. Wir können auch nicht garantieren, dass man die Route aus einem Beitrag in einen Tag packen kann. Was wir garantieren können ist, dass es sicher ausser den genannten Landschaften, Aussichten, Naturattraktionen und anderen im Text auftauchenden Örtlichkeiten noch viel mehr auf Jamaika zu sehen gibt. Wir geben uns bei jedem Besuch der Insel Mühe, etwas Neues, Spannendes, Interessantes, Sehenswertes zu entdecken und mit euch zu teilen. Darauf freuen wir uns jetzt schon und wünschen euch viel Freude und Inspirationen für eigene Entdeckertouren.
Mitreisen könnt ihr übrigens auch hier:
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