Auch bei uns begann alles mit einem Jamaika-Klischee, wie es typischer nicht sein könnte: Wir träumten davon, in einer Hängematte am Strand unter einer Palme in der Sonne zu liegen und dabei zu Reggae-Klängen einen Rum-Longdrink zu schlürfen. SO wurde Jamaika unser Urlaubsziel und jaaaaaa, unsere Vorstellungen wurden voll und ganz erfüllt. Aber schon während unserer Recherche für unseren ersten Jamaika-Urlaub stellten wir fest, dass Jamaika noch mehr zu bieten hat, als Sonne, Strand, Reggae und Rum. Wichtigste Erkenntnis: Bacardi kommt NICHT aus Jamaika! Mittlerweile sind wir ja schon viel tiefer in Jamaika und die Kultur der Karibikinsel eingetaucht und haben daher ein paar Vorurteile über Jamaika auf ihren Wahrheitsgehalt durchleuchtet.
7 typische Jamaika-Klischees
No.1 – Jamaika = Sonne, Strand und Meer und sich im Wind wiegende Palmen
Jawoll, alles vorhanden. Mal mehr, mal weniger ansichtskartenmässig ausgeprägt. Nicht alle Strände auf Jamaika sind reinweiss und weichsandig und für manche muss man sogar Eintritt zahlen. An solchen Stränden trifft man meist eher wenig Einheimische. Hättet ihr gedacht, dass die meisten Jamaikaner und auch viele Fischer nicht schwimmen können? Dass der grösste Teil Jamaikas eher bergig ist, haben wir in «B wie Blue Mountains» beschrieben.
No.2 – Marihuana kommt aus Jamaika und alle Jamaikaner kiffen den ganzen Tag
DAS Jamaika-Klischee schlechthin, aber nur teilweise wahr. Ganja wurde NICHT zuerst auf Jamaika kultiviert, sondern kam mit den Einwanderern aus Indien auf die Insel. Der Konsum von «Herbs» gehört zwar zur jamaikanischen Grundkultur, aber uns umweht die «Ganjafahne» immer noch mehr hier in Basel, als sie uns auf Jamaika entgegenkommt.
Besonders Touristen kiffen auf Jamaika, was das Zeug hält. Man kriegt es ja auch an jeder Ecke angeboten und oft ernten wir erstaunte, ja entsetzte Blicke für unser «No, thank’s.» Übrigens gibt es mittlerweile strenge Rauchergesetze auf Jamaika.
No.3 – Auf Jamaika haben alle Dreadlocks
ALLE nicht, aber viele. Trotzdem nicht so viele, wie man sich gemeinhin vorstellt. Jetzt wäre mal spannend zu wissen, wie ihr euch diese «Dreadlocks», «Rastazöpfe», «Rastalocken» vorstellt. Wie auch immer, es ist nicht die Art von Frisur, die sich so manche/r als Urlaubssouvenir aus der Karibik und von anderswo her mitbringt. DAS sind nämlich «Braids»- geflochtene Zöpfe, die ganz nahe an der Kopfhaut sitzen.
Dreadlocks, so wie sie die echten Rastafari tragen, entstehen eben nicht mal «schnell in den Ferien». Diese entstehen, wenn man das Haar nicht mehr schneidet und kämmt und es so verfilzt wächst. Nicht jedermanns Sache und nicht jedermanns Auffassung von Ästhetik. Das funktioniert auch nicht bei jedem Haar, die besten Chancen haben Menschen mit dicken Haaren, die idealerweise eine Naturwelle haben. Trotzdem lassen sich Dreadlocks prima waschen und auch das Klischee der Ungepflegtheit ist somit beseitigt.
No.4 – Die Jamaikaner sind alle Rastafari
Auch diesen Zahn müssen wir euch leider ziehen. Die meisten Jamaikaner, nämlich zwei Drittel, sind Protestanten, woran mal wieder – Wer wohl? – die Briten schuld sind. Dazu kommen die Römisch-Katholische Kirche, sowie die Anglikanische Kirche und es gibt auch Juden und sogar Zeugen Jehovas auf Jamaika.
Ja und eben die Rastafari-Bewegung, welche keine Kirche in dem Sinne ist, sondern eine «christlich angelehnte Glaubensgemeinschaft mit einer eigenen Lebensweise». Die Wurzeln des Rastafarianismus liegen allerdings definitiv in Jamaika. Der Anteil Rastafaris auf Jamaika ist nicht belegt, die Angaben schwanken zwischen ein und drei Prozent der Gesamtbevölkerung. Manche sagen «You don’t have to dread, to be Rasta» (Morgan Heritage). Andere wieder meinen, einen echten Rasta erkennt man neben seinen Dreads auch an seinem ungeschnittenen Bart.
Vielleicht ist es auch daher so schwer, eine Zahl zu nennen, weil die Rastas keine eigenen Gotteshäuser haben. Davon gibt es eh schon jede Menge auf der Karibikinsel: Jamaika hat weltweit die meisten Kirchen pro Quadratkilometer.

St.Elizabeth Parish Church in Black River
No.5 – Auf Jamaika läuft den ganzen Tag nur Reggae
Diesem Jamaika-Klischee kann man seine Gültigkeit nicht absprechen. Man hört viel Reggae, grade in Hotelanlagen, Tourbussen und an anderen touristischen Hotspots. Jamaikaner sind stolz darauf, dass Jamaika als «Wiege des Reggae» gilt und Bob Marley, Peter Tosh und Co sind längst schon die inoffiziellen Nationalhelden.
Mittlerweile laufen auf Sound-System-Partys eher die modernen Stilrichtungen des Reggae wie Ragga, Dancehall oder Dub. Trotzdem lieben Jamaikaner auch andere Musik. Man mag es nicht glauben, aber Celine Dion, Michael Bolton, Whitney Houston, Kenny Rodgers und ähnliche Schmalzbarden stehen hoch im Kurs und laufen auch im jamaikanischen Radio.
No.6 – Auf Jamaika leben nur Schwarze
«Out of many- One people» – da ist es schon wieder, das Inselmotto, welches sich genau auf den Fakt bezieht, dass eben nicht alle Einwohner Jamaikas dunkelhäutig sind.
Der Anteil afrikanisch-stämmiger Menschen ist natürlich hoch, auch wenn mittlerweile der Hauptanteil von ihnen auf Jamaika geboren wurde. Obwohl die Ureinwohner beizeiten von den Spaniern ausgerottet wurden, gibt es auch heute noch Jamaikaner mit Tainoblut in ihren Adern oder welche, die von den Kariben abstammen. Einige stammen ursprünglich von anderen Karibikinseln.
Inder und Chinesen kamen einst als Vertragsarbeiter auf die Insel. So kamen auch Europäer, wie z. B. Deutsche, nach Jamaika. Mit Sicherheit sind auch noch Nachfahren der Portugiesen, Iren, Spanier und Briten zu finden. Alle diese leben mehr oder weniger in «Mischkultur» auf Jamaika weiter. Die Einflüsse der Zugezogenen auf der Karibikinsel drücken sich vielfältig aus, wie z. B. in der Kulinarik Jamaikas und der Musik.
No.7 – Jamaika ist gefährlich
«Ist es für Touristen nicht gefährlich auf Jamaika, grade wenn man nicht in Hotelresorts logiert?» DAS werden wir – neben der Frage, ob wir wegen des guten Grases dauernd nach Jamaika fliegen – am häufigsten gefragt.
Klare Antwort: JA und NEIN.
Gewalt ist eines der Grundübel der jamaikanischen Gesellschaft. Schiessereien und Messerstechereien mit tödlichem Ausgang sind leider immer noch an der Tagesordnung und auch Diebstähle, Überfälle und Raub (-mord) sind in allen grösseren Orten alltäglich.
Das Meiste davon spielt sich (besonders zu Wahlkampfzeiten) unter den Jamaikanern selbst ab.
Jedoch sind Touristen sehr selten betroffen.
Damit man als Jamaika-Reisender trotzdem nicht zum Opfer wird, sollte man sich an so einfache Anfängertipps für Jamaika halten wie:
Geh nicht nach Sonnenuntergang raus
Geh nicht allein in berüchtigte Stadtviertel
Lass deine Klunkern besser gleich ganz daheim
Benimm dich unauffällig und respektvoll, aber selbstbewusst
Trage deine wichtigen persönlichen Dinge nah am Körper
Sollte trotzdem jemand dein Eigentum begehren, gib ihm was er will
Es ist sinnvoll, sich für den Fall der Fälle die Notrufnummer zu merken (Polizei 119; Feuerwehr, Krankenwagen 110)
Diese Regeln könnte man aber genauso gut auf Basel oder Berlin übertragen. Wir selbst sind in all der Zeit, wo wir schon nach Jamaika reisen, weder in Kingston noch irgendwo anders auf Jamaika in eine bedrohliche Situation geraten. Niemand hat uns ausgeraubt, bestohlen oder unseren Mietwagen aufgebrochen. Was wahrscheinlich nicht nur unserem Glücksstern zuzuschreiben ist, also:
Passt auf euch auf!
Mit diesem letzten Jamaika-Klischee wollen wir schliessen, obwohl euch sicher noch mehr einfallen. EUER Jamaika-Klischee könnt ihr gerne in der Kommentarbox dieses Beitrags mit uns und anderen Mitlesern diskutieren. Wir sind schon sehr gespannt darauf.
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