01. und 02. Februar 2017 * Manchioneal bis Blue Mountains


Lesezeit: 6 Minuten

01.Februar 2017- Lebendige Strassenblockaden, ein fast blinder Passagier
und das Geheimnis des verborgenen Wasserfalls

Ausgeschlafen und toastgesättigt machen wir uns nach dem Frühstück auf, um nach Bath zu fahren. Dort gibt es ein Heilbad aus dem 17. Jahrhundert, wo wir uns im leicht radioaktiven, mineralhaltigen Quellwasser erfrischen und stärken wollen. Wir nehmen zunächst den schon gewohnten Weg auf der A4 Richtung Süden, der dann bei Amity Hall nach Westen abbiegt um an der nächsten grossen Kreuzung geradeaus fahrend die A4 zu verlassen. Auf unserem Weg nach Bath durch das Tal des Plantain Garden River begleiten uns Jamaikas schöne Landschafts-Panoramen, bevor wir in Bath auf der Höhe des Botanischen Gartens den Schildern zum „Bath Fountain Hotel und Spa“ folgen.

Jetzt wird die Strasse wieder gewohnt jamaikanisch und wir müssen so manchem Schlagloch ausweichen, bis plötzlich gar nichts mehr geht, weil eine liegende Ziegenherde den Weg blockiert. Also steige ich aus, um sie mit „Shhh…shhhh….shhhhhhh!!!“ und wedelnden Armen zu überzeugen, die Strasse freizugeben.

Als das endlich erfolgreich ist, steige ich zurück ins Auto, wo mich Lars mit den Worten „Nicht erschrecken, wir haben einen Mitfahrer.“ begrüsst, „Das ist Ines, sie arbeitet als Masseurin, da wo wir hinwollen.“ Ein bisschen komisch ist das schon, zumal er mir später erzählt, sie sei erst ins Auto gehüpft und habe dann gefragt, ob wir zur Bath Fountain wollen und sie mitnehmen würden. Sei’s drum, es tut uns ja nicht weh, jemandem einen „lift“ zu geben.

Als wir allerdings gemeinsam am Parkplatz aussteigen zeigt sie sich doch sehr enttäuscht, als wir klarstellen, dass wir nicht zu der als „Natural Jamaican Experience“ angepriesenen Quelle wollen, die sich in der Nähe im Busch befindet, sondern in das gleich nebenan gelegene Mineralheilbad, welches auch ein Hotel und ein Restaurant beherbergt. Als wir den Schmutz und Müll am Parkplatz sehen, der bis in den kleinen Fluss quillt, haben wir eh keine gesteigerte Lust auf dieses „Naturerlebnis“.

Also gehen wir, weiter behelligt von geschäftstüchtigen Jamaikanern, die uns allerhand Tinkturen für und gegen alles Mögliche verkaufen wollen, weiter zum Heilbad, welches uns die „Heilung von allen Gebrechen und Wunden“ verspricht. Eine Legende besagt, dass die Quelle von einem entlaufenen Sklaven entdeckt wurde, der seine Wunden wusch und feststellte, dass diese viel schneller heilten, als sonst. Dieses Wunder machte die Runde und bald besuchten Heilungssuchende aus ganz Jamaika das „Bad des heiligen Apostels Thomas“.

Ende des 17. Jahrhunderts verkaufte der Grundeigentümer das gesamte Anwesen an die jamaikanische Regierung, welche dort eine Klinik errichtete. Dieses löste eine Art Kurtourismus aus, Pensionen entstanden und viele Wohlhabende bauten hier Häuser. Zu spüren ist davon jetzt nur noch wenig, das Bad ist kaum frequentiert und eine Massage hätten wir telefonisch vorbestellen müssen.

Wir geniessen trotzdem das warme und entspannende Sprudelbad im Heilwasser, in dem man nicht länger als 20 min verweilen sollte. Danach trinken wir noch einen Kaffee im Restaurant. Eigentlich wollten wir auch etwas essen, doch selbst ein kleiner Snack hätte ewig gedauert und so war Lars glücklich, wenigstens ein kleines Stück Kuchen angeboten zu bekommen. Man hätte wohl auch das Essen vorbestellen müssen. Wohlgemerkt ist das Haus immer noch in staatlicher Hand, wird aber nicht allzu heftig vermarktet. Ein bisschen schade ist das schon, denn das im Kolonialstil eingerichtete, blitzsaubere Haus bietet hübsch eingerichtete Hotelzimmer.

So gestärkt kämpften wir uns wieder durch den „Kauf dies!“- „Kauf das!“- „Hast du ’nen Dollar für mich?“- Parcours und hielten, einmal losgefahren, nicht mal mehr am Botanischen Garten von Bath an. Dieser stand auch auf unserer Besichtigungsliste, weil dort noch Brotfruchtbäume stehen sollen, deren Setzlinge Captain Blight mit der Bounty nach Jamaika gebracht haben soll. Wir wollen aber schnell hier weg, die Hartnäckigkeit der Händler und sich sonst dort tummelnden Leute am Parkplatz hat uns verschreckt.

Ganz in der Nähe soll ausserdem ein Wasserfall sein, von dem wir gelesen haben und den wir gern erkunden würden. Auf der Fahrt dorthin kaufen wir am Strassenrand bei Morant Bay ein paar Jamaican Apples und kleine aromatische Bananen, die unseren Hunger stillen und uns erfrischen. Heute scheint nicht unser Tag zu sein, denn die Reggae-Falls aka Damhead, die nicht natürlichen Ursprungs, sondern das Ergebnis eines Versuches, die Wasserkraft des Johnson Rivers zu nutzen sind, haben wir nicht gefunden.

Wir waren zwar am richtigen Ort, also bei Hillside, trauten uns dann aber doch nicht, noch weiter durch ein Flussbett zu fahren, an dessen richtigem Ende sich sicher die sich eine Staumauer herunterstürzenden Reggae-Falls befunden hätten. So behält dieser Ort sein Geheimnis noch ein wenig für sich und wir fahren nach Hause, wo wir unseren letzten Abend im Zion Country geniessen.

Zion Country Muirton Pen

Dort werden wir schon vom niedlichen Stubentiger erwartet und am Bungalow angekommen, stellen wir fest, dass wir Nachbarn haben. Beim Abendessen lernen wir dann das bedreadlockte Öko-Pärchen im besten Alter aus Österreich kennen und sitzen in deutschsprachiger Runde bei Rum-Cola. Die jungen und älteren Österreicher tauschen sich mit Free-I über die Qualität von Weed aus. Unser Thema ist das nicht, wir halten uns lieber an die Drinks und werden an diesem Abend nicht „alt“. Schliesslich liegt am nächsten Tag noch ein anstrengendes Teilstück unserer Reise vor uns: Die Fahrt in die Blue Mountains. Ein letztes Mal geniessen wir das beruhigende Rauschen des Meeres als Schlafmusik.

02.Februar 2017 – Bob’s Badewanne und Abenteuer in den Blue Mountains

Ein letztes Mal frühstücken wir in Gesellschaft der anderen Gäste mit Blick über die Bucht von Manchioneal. Heute verlassen wir das Zion Country und es scheint, als wolle uns Owen, der süsse Knuddelbär, gar nicht weglassen. Wir zahlen unsere Rechnung bei Free-I und verabschieden uns von ihm, Tamara und Owen, der uns bis auf den kleinen Parkplatz vor dem Zion Country begleitet. Er freut sich über das kleine Schweizer Taschenmesser, das wir allen unseren Gastgebern als Souvenir überlassen. Allerdings wird seine Freude getrübt, als er die Schmiererei im Staub unserer Heckscheibe sieht.

Irgendjemand hat „battymen“ gekritzelt, was Owen sichtlich aufregt. „Oh diese bösen Kinder, haben wohl nichts Besseres zu tun. Sollten lieber zur Schule gehen!“ Er holt Wasser und einen Lappen und ruht nicht eher, bis die homosexuellen-feindliche Anschuldigung beseitigt ist. Traurig aber wahr ist, das Jamaika Homosexuellen gegenüber extrem ablehnend eingestellt ist. Wir winken Owen und lassen das trotzdem paradiesische Zion Country mit einem lachenden und einem weinenden Auge hinter uns.

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Das nächste Paradies ist unser Ziel: die Blue Mountains, wo wir auf einer Kaffeeplantage für zwei Nächte in einem Mango Baumhaus schlafen werden. Doch zunächst geht es erstmal wieder in Richtung Morant Bay und von dort aus an der Küste entlang nach Bull Bay, wo wir zu den Cane River Falls abzweigen. Hier hat schon Bob Marley seinen stressigen Alltag als Reggae-Star im staubigen Kingston von sich gespült. Auch wir ziehen uns um, als wir auf dem Gelände angekommen sind und unseren überraschend kleinen Eintritts-Obolus von 200 JMD p.P. entrichtet haben.

Das Angebot, etwas zum Rauchen zu kaufen, lehnen wir wie gewöhnlich ab und machen uns auf zu den Falls, die durch ein vergittertes Türchen abgeriegelt sind. Es geht aus Felsen gehauene Stufen durch mit Zeichnungen geschmückte Felsen hinunter zum Fluss, der nicht allzu viel Wasser führt. Der Ort ansich macht einen etwas vernachlässigten Eindruck, dafür trifft man hier eher Jamaikaner als Touristen, die sich direkt im Naturbecken der Fälle erfrischten. Wir beliessen es dabei, unsere Füsse zu kühlen und ein paar Fotos zu machen. Denn Erstens wollten wir weiter und Zweitens hatten wir nicht schon wieder Lust auf Wasser.

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Wieder in Fahrt halten wir nur noch einmal, um die fantastische Aussicht auf die Hafeneinfahrt von Kingston festzuhalten. Und ein weiteres Mal, um uns mit Jamaican Dollar einzudecken. Was fehlschlug, weswegen wir noch ein drittes Mal halten und uns bei einer anderen Bank Bargeld ziehen müssen. Bestens versorgt und in Vorfreude auf das Baumhaus-Erlebnis schlugen wir nun den Weg in die Blue Mountains ein, wo wir unsere nächste Unterkunft im Prince Valley Guesthouse gebucht hatten. Doch wie so oft weiss weder das Navi noch Google Maps, wo sich die kleine Kaffee-und Obstplantage von Robert und Jackie befinden soll, das gedruckte Kartenmaterial ist erst recht nicht aussagekräftig. Über das abenteuerliche Fahren in den Bergen haben wir übrigens schon in A wie Autofahren auf Jamaika berichtet. Gut, dass wir uns noch die Anfahrtsbeschreibung schicken lassen haben.

Soweit, so gut. Die nützt aber nicht viel , wenn man sie nicht ausdruckt und die angegebenen Zeiten sind auch nicht „soon come“ wie sonst, sondern der Fahrweise der Jamaikaner angepasst. Nicht mal im bekannten „Eits Cafè“ kann man uns weiterhelfen.
Hier rauf zu kommen setzt gute Fahrkünste voraus und auch dank unseres allzeit bereiten, hochbeinigen, breitschultrigen Mietwagens mit bestens funktionierender Hupe erreichen wir vor Sonnenuntergang das Anwesen von Robert Williams. Dort angekommen, werden wir von ihm und Wayne, seinem Koch begrüsst und bekommen noch die Örtlichkeiten des Guesthouses und des Areals gezeigt. Dann nehmen wir endlich und endgültig unser Mango- Baumhaus in Besitz.

Vor dem Abendessen – welches wir schon per Mail vorbestellt haben – ist noch Zeit für eine kleine eigenständige Exkursion über das weitläufige, mit unfertigen Bauten gesäumte Gelände. Es gibt sogar einen Pool, wohl für die, die in den Bergen das Meer vermissen. Dann senkt sich die Dämmerung und nach dem Jamaikanischen Abendessen aus Fisch, Gemüse und Reis sitzen wir vollgefressen bei einem wohlverdienten Red Stripe aus unserer Kühlbox und lauschen dem Prince-Valley- Sound der Grillen. Von irgendeinem Berg weht Reggae herüber… und die (wenigen) Hunde erzählen sich was vom Tag.
Mehr und mehr Sterne zeigen sich und wir erleben abseits von Zivilisation und Lichtverschmutzung den irrsinnigsten Sternenhimmel, den wir jemals gesehen haben.
Sogar die Milchstrasse ist ohne Fernrohr sichtbar. Nach einer Katzenwäsche, die der Enge des angepriesenen „privaten Badezimmers“ im Baumhaus geschuldet ist, verziehen wir uns auf die raschelnde Matratze und sinken, begleitet von den Geräuschen der Nacht in den Schlaf.

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Kategorien:Jamaikatour 2017, Woche II- 29.01.2017- 04.02.2017- von Manchioneal bis in die Blue MountainsSchlagwörter:, , , , , , , , ,

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