24.- 26. Januar 2017 * Ocho Rios und Port Maria


Lesezeit: 6 Minuten

24. Januar 2017 – “Meet the people” und rasante Abfahrten

An diesem Morgen werden wir fast vom Telefon geweckt. Wir sind verwundert, wer da über den Facebook- Messenger anruft und warum das hier so gut funktioniert. Es ist Heike, eine nach Jamaika ausgewanderte Deutsche, mit der Dörthe bis dato lose auf Facebook befreundet ist. Sie fragt, was wir so treiben und demnächst vorhaben. Wir erzählen, dass wir in der Nähe sind und einen recht versteckten Wasserfall besuchen wollen. Heike bietet uns an, das für uns zu organisieren und wir verabreden uns spontan für den nächsten Tag. Schnell unter die Dusche gehüpft, denn wir haben rausgekriegt, dass wir auf Anfrage auch warmes Wasser bekommen können. Plötzlich krabbelt ein Stöckchen über die Fliesen. Stöckchen? krabbeln doch nicht…das wird doch nicht etwa der berüchtigte Fortylegs sein, dessen Biss sehr schmerzhaft bis tödlich sein kann? Schnell ablichten und dann irgendwie in die Freiheit bringen! Beverly lacht, als wir ihr das Foto zeigen und meint, das Tierchen sei harmlos.

Da wir gestern vergessen haben Frühstück zu bestellen, starteten wir diesen Tag in Ocho Rios bei “Juici Patties”, wo man Teigtaschen mit allerhand Füllungen bekommt. Jamaikanisches Fastfood, das ist oft die schnellste Möglichkeit an heisses Essen zu kommen. Im “normalen” Restaurant wartet man meist eine geschlagene Stunde auf bestenfalls lauwarmes Essen. Dann machten wir uns in der Stadt auf die Suche nach so abenteuerlichen Dingen wie USB- Ladekabel, Kühlbox, Haarspray und mal wieder Bargeld. Letzteres ist scheinbar Mangelware an diversen Automaten. Nachdem wir die umliegenden Banken abgeklappert hatten, fand sich doch noch ein geschickt versteckter Automat, der uns Geld ausspuckte. Haarspray, USB- Kabel, Kühlbox und Eis hingegen, waren leichter zu besorgen. Auf dem Parkplatz sprechen uns ein paar Schuljungs an, die Dörthe schon im Juici Patties «abgecheckt» hatten «That’s a nice one». Sind wir. Ob wir wohl Geld für den Bus für sie hätten. Leider fuhren wir nicht in ihre Richtung, also staubten sie doch ein paar Dollar ab. Der Schulbesuch der Grundschule auf Jamaika kostet nichts, aber der Schulweg, Verpflegung und die adretten Uniformen kann sich kaum eine mehrköpfige Familie leisten. Zumal die meisten Familien alleinerziehend sind. Eine generelle Schulpflicht gibt es keine und für die weiterführenden Schulen fallen dann doch Gebühren an.

Nachdem nun alles erledigt ist, entscheiden wir uns, doch noch einen Punkt vom eigentlich geplanten Programm “abzuarbeiten” und uns auf den Mystic Mountain zu begeben. In einem Sessellift schweben wir überm Regenwald. Da wächst wie Unkraut, was wir daheim mühsam im Blumentopf kultivieren. Oben angekommen, kann man entweder die fantastische Aussicht geniessen, Kolibris und Schmetterlinge gucken, mit einer Wasserrutsche in den Infinity-Pool rutschen oder man setzt sich in einen Bob und rast abwärts. Sehr schweizerisch das Ganze… eynnnn…zweyyy… drüüüü… Jamaika hat ‘ne Bobmannschaft. Yah man! Rauftragen müssen wir den Bob netterweise nicht eigenhändig, man wird im Bob sitzend wieder hochgezogen. Im Souvenirshop spricht uns plötzlich jemand an «Hab’ ich euch erwischt!» Beverly arbeitet hier auf dem Areal, sie verdient hier an einem Stand mit ihren selbstgemachten Armbändern und anderem bunten Schmückwerk das Schulgeld für die 15-jährige Aisha. Wir freuen uns, ihr hier zu begegnen und kaufen ein paar Bändchen, zu einem Freundschaftspreis- sie will das so, schliesslich seien Gäste ja sowas wie Freunde.

An diesem Abend treffen wir unsere gute Freundin Doreen im Restaurant Mongoose in Ochi. Wir lernten sie 2016 als unseren Tourguide kennen und halten seitdem Kontakt über Facebook. Das Schweizer Taschenmesser, welches wir ihr damals schenkten, zeigt sie uns gleich an ihrem Schlüsselbund «Erkennt ihr das?». Auch dieser Abend wird sehr schön, wir plaudern über unsere Tour und unsere Kinder und haben ein leckeres Abendessen. Weil Doreen recht abgelegen zu wohnen scheint, bietet Lars an, sie heim zu fahren. Ist ja schliesslich nicht das erste Mal im Dunkeln. So rumpeln wir also im Blindflug durch Schlaglöcher und mit Doreen als Navi nach Chalky Hill. Dauernd kommen uns rasende und hupende Trucks entgegen. Kein Wunder, dass Doreen darauf besteht, dass wir uns unbedingt melden, wenn wir daheim angekommen sind. Vorher könne sie nicht schlafen. Natürlich sind wir brav und melden uns und fallen im Anschluss gleich selbst in die Falle.

25. Januar 2017 – Bein well, alles well und versteckte Naturjuwelen

Beverly kennt sich noch gut aus mit jamaikanischen Kräutern und Heilpflanzen, so haben wir heute einen Bushtea mit Beinwell probieren dürfen. Aber auch auf Jamaika scheinen die Kräuterkundigen immer weniger zu werden, wie uns Beverly klagte. Ihre 16jährige Tochter interessiere sich wohl nur für ihr Handy. Wir verabschieden uns von Beverly und ihrem gemütlichen Guesthouse und machen uns auf – On the road again.
Wir sind auf dem Weg zu unserem nächsten Ziel Port Antonio wo unterwegs viele interessante Orte liegen, die wir anschauen wollten. Aber es kam Dank Heike ja ganz anders und das war mehr als gut so. Den Wasserfall, den wir vor hatten zu besuchen – ein fast unberührtes Naturjuwel – hätten wir allein nie gefunden und längst keinen so schönen Tag ganz nah an den Menschen hier erlebt. Mit dem Fischerboot ging es mit Heike zu einem einsamen schwarzen Strand und von dort aus führten uns zwei Jamaican Boys durch den “Dschungel”. An den Kwame Falls angekommen, stürzte sich Lars sofort tapfer ins eiskalte, klare Wasser. Ich brauchte etwas länger, habe es dann aber doch genossen.

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Auf der Rücktour zum Strand rutschte ich plötzlich aus und fiel hart auf den Rücken. Dank Beverlys Beinwelltee am Morgen ist aber nichts passiert, wir kamen alle mit dem Schrecken und ich mit ein paar atemlosen Sekunden davon. Lars und einer der Guides beruhigten mich schnell und wir konnten weiter wandern. Zurück am wundervoll ruhigen schwarzen Strand überraschte uns einer der Fischer mit über einem Feuer gegrillten Fisch, den wir von einem Blatt gleich aus der Hand assen. Von Natur aus gesalzen, brauchten wir dazu nicht mal Gewürze. Die Rückfahrt zum Strand, wo wir gestartet waren ging nahe an der Küste entlang, die spektakuläre Ansichten bietet. Wir wurden bereits mit Essen erwartet. Roy, der am Likkle Men Beach seine Hütte hat und sogar schon im deutschen Fernsehen zu sehen war, hatte für uns Fisch mit Reis und Gemüse zubereitet, den wir uns mit Aussicht auf die Bucht schmecken liessen. Alles frisch und lecker aus der Natur. Da wir noch vor Sonnenuntergang in “Porty” sein wollten, mussten wir bald aufbrechen. Natürlich nicht, ohne noch einen Kaffee in Heikes Häuschen in Port Maria abzustauben, wo wir unser Mietauto wohlbehalten wiederfanden.

Port Antonio Jamaika

Über einen kleinen Umweg, verursacht durch eine mittels eines Sandhaufens abgesperrte Brücke, erreichten wir das “Porty Hostel” mitten in Port Antonio. Dort heisst uns der italienischstämmige Gastgeber Stefano herzlich willkommen und fordert uns mit “Feel like home” auf, uns in unserem privaten Doppelzimmer mit geteilter Dusche/WC wie daheim zu fühlen.
Als wir auch dieses neue Refugium in Besitz genommen und die Örtlichkeiten erkundet hatten, gönnten wir uns vor dem Schlafen gehen noch ein Redstripe auf der Terrasse. Das WiFi teilten wir brüderlich mit Shanty, einem auf Jamaika populären Reggaesänger und angenehmen Zeitgenossen. Während wir diesen Bericht hier ausarbeiten, erreicht uns die Nachricht, dass Shanty leider Ende November verstorben ist. Wir sind bestürzt und uns wird wieder einmal klar, wie kurz ein Leben sein kann.
R.I.P. Shanty.

26. Januar 2017 – Die weitgereisteste Flasche Rotwein Jamaikas und andere Kuriositäten

Guten Morgen, Port Antonio! Langsam gewöhnt man sich an die unruhigen Nächte, die hier in Porty durch die sehr lebensfrohen Einwohner und bellende Hunde verursacht werden.
Who let the dogs out…
In so einem Hostel ist immer was los, da wird sogar nachts noch gekocht, wenn der kleine Hunger kommt… Unser Frühstückshunger wird von Stefanos Housekeeperin Michelle gestillt, sie serviert Rührei, Toast und Plantain. Kaffee und Tee zum selberbrühen gibts hier gratis. Das Doppelzimmer mit Frühstück im Porty Hostel selbst ist zwar vergleichsweise günstig, aber nicht umsonst, also machen wir uns auf die Suche nach Bargeld- mal wieder fast vergeblich, bis uns irgendein wohlwollender Automat dann doch widerwillig welches ausspuckt und wir dann unsere Rechnung bei Stefano begleichen können.

Eigentlich wollten wir an diesem Tag einen Strandtag einlegen. Da ich aber jemandem hier im Porty Hostel eine Flasche deutschen Rotwein versprochen hatte, mussten wir leider zurück zur letzten Unterkunft. Dort lag “Die weitgereisteste Flasche Rotwein Jamaikas” noch da, wo sie hingelegt und vergessen worden war und Anette die Housekeeperin von “Tinas Guesthouse” freute sich, uns so schnell wieder zu sehen.

Spektakuläre Meeresansichten haben wir heute nicht zu bieten. Dafür hatten wir allerhand Spass mit unserem Navi “(Gar)Min-chen”, der wir zwar schon zuhause aktuelle Karten spendiert hatten, die aber trotzdem nicht alles findet. Weil sie aber das erste Mal auf Jamaika ist, sehen wir es ihr nach. Dafür ist ihr Englisch umso amüsanter. Anotto Bay Main Rd. (Rd.=Road) klingt bei ihr so: “Anotto bei mein Errdeh”. Very funny. Oder Major Hwy. (abgekürzt für Major Highway- Hauptstrasse) klingt bei Minchen ” Mahjor Hawehüpsilon” Und manchmal, wenn sie gar nicht weiter weiss , sagt sie «…dann abbiegen auf die (Denkpause) Strasse». Viele Verkehrswege sind nicht offiziell benannt.

Strassen in Jamaika

Überhaupt sieht man auch auf den Strassen so einiges Kurioses: Kühe und Ziegen, die scheinbar niemandem gehören, grasen am Strassenrand vor sich hin. Doch die Freiheit ist nur scheinbar, denn heute sahen wir Ziegenpeter seine Herde treiben. Leute mit Pudelmützen in Jamaikafarben sind zu Fuss oder auf Miniklapprädern irgendwohin unterwegs. Wundervoll bunt sind ebenso die Obststände am Strassenrand, wo wir uns mit heimischem Obst eindecken und mal wieder nicht handeln. Nebenbei unterhielt uns ein kanadischer “Lebens”-Künstler, namens Daniel Randersen, der seit 40 Jahren auf der Insel lebt und sich mit allerlei kreativem Handwerk über Wasser hält. So ging der Tag dahin und endete mit ein paar Red Stripe auf der Terrasse. Auf diese erfrischende Weise den Tag zu beschliessen, wird so langsam Ritual bei uns.

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Mitreisen könnt ihr übrigens auch hier:

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Kategorien:Jamaikatour 2017, Woche I -21.01.2017- 28.01.2017- von Montego Bay bis Port AntonioSchlagwörter:, , , , , , , , ,

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