29.- 31. Januar 2017 * Port Antonio und Manchioneal


Lesezeit: 6 Minuten

29.Januar 2017 – Keine Rauchzeichen in Boston Bay und Sonntag am Long Bay Beach

Ein letztes Mal werden wir von der lebendigen Port-Antonio-Symphonie geweckt, denn heute ist Zeit Abschied von Stefano, Chris und Michelle im Porty Hostel zu nehmen. Stefano und Chris freuen sich über ein kleines aber feines Schweizer Taschenmesser als Schlüsselanhänger und wir schaffen es sogar, ein Abschiedsfoto zu machen. Die Sonne macht uns die Abreise leicht, als wir in Richtung Osten starten.

Auf dem Weg liegt der berühmte Boston Beach, wo man sogar Surfbretter ausleihen kann. Dieser Strand mit den vorgelagerten Felsbrocken ist wirklich hübsch und wir bereuen mal wieder, nicht mehr Zeit zu haben. Um diese Tageszeit ist es hier ruhig, nur ein paar Händler versuchen Verschiedenes an den Touristen zu bringen. Doch das Zion Country in Muirten Pen bei Manchioneal wartet auf uns und wir wollen bald weiter.

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Hungrig sind wir zwar noch nicht, aber das „beste Jerk Jamaikas“ an der Boston Bay würden wir trotzdem schon gern probieren. Doch wahrscheinlich sind wir zu früh und leider bleiben die erhofften Rauchzeichen aus. Wir fahren weiter an schroffen, von Wellen gepeitschten Felswänden, oft nur durch eine Mauer vom Abhang zum Meer getrennt. Der Blick über die ungezähmte Küste und die einsam wirkenden kleinen Sandstrände fesselt uns. Die Ostküste hat sich dem Ökotourismus verschrieben und – Gott sei Dank – keine grossen Hotels und dadurch unverbaute Strände zu bieten. Die Gegend hier ist eher etwas für Individualisten und Ruhesuchende. Unterwegs erhaschen wir eine schnelle Aussicht über die malerische Bucht zu unserem nächsten Ziel dem Zion Country in Muirten Pen.

Die GPS-Daten vom Buchungsportal sind mal wieder nicht viel wert. So irren wir erst ein wenig durch die Ortschaft, bis wir dann doch die richtige Weggabelung finden. Ein unscheinbares Schild weist den Weg zum ökofreundlichen, rustikalen Ferienresort des Niederländers Fredericus Enneking, der sich hier in jahrelanger eigenhändiger Handwerksarbeit einen Traum erfüllt hat. Wegen seines unaussprechlichen Vornamens bekam er von den Jamaikanern den Spitznamen Free-I verpasst. Bei unserer Anreise wurden wir herzlich von Owen und Free-I sowie den beiden «Hofhunden» und der Katze begrüsst.

Da Sonntag der freie Tag der Crew ist und nicht gekocht wird, schlugen die Beiden uns vor, mit ihnen nach Long-Bay zu kommen, wo man sicher etwas zu essen bekäme. Wir beziehen aber erstmal unsere spartanisch aber zweckmässig eingerichtete Doppelkabine in einem luftigen Holzbungalow. Die Aussicht vom Bett aus über die Bucht ist herrlich. In der stufenförmig angelegten Anlage inmitten eines üppigen, grünen Gartens kann man allerlei Getier wie Hummingbirds, Einsiedlerkrebse, Glühwürmchen und Schmetterlinge beobachten.
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ir geniessen die von Meeresrauschen untermalte Ruhe, bis uns der Hunger wieder ins Auto und zurück in Richtung Long Bay Beach treibt. Hier stossen wir dann auf Owen und Free-I, die mit Freunden den Sonntag feiern.

Sie wissen auch sofort, wo es noch etwas zu essen gibt und an einem der bunten Stände, die den relativ naturbelassenen Strand säumen, bestellen wir Fried Chicken mit Reis und Gemüse sowie zwei Softgetränke. Als wir für die lauwarmen Getränke Eis verlangen, werden wir kurz erstaunt angesehen und bekommen dann einen dicken Klumpen in den Becher, der allerdings bei der Wärme auch schnell schmilzt.

Weil wir von der Anreise doch ziemlich platt sind, bleiben wir allerdings nicht lange am langgezogenen Strand von Long Bay, wo ein paar Jamaikaner in der nicht zu unterschätzenden Brandung planschen. Wieder im Zion Country angekommen werden wir schon von lauten Dancehall-Rhythmen empfangen, die jedoch nicht von den dortigen Anwohnern oder Gästen stammen sondern von einer Party am anderen Ende der Bucht. So haben wir beim Duschen in den offenen Kabinen nicht nur eine tolle Aussicht, sondern auch musikalische Untermalung, die uns bis in den recht unruhigen Schlaf begleitet.

30. Januar 2017- Kleine Landpartie auf Jamaikanisch und All about Zuckerrohr

Guten Morgen, Muirten Pen! Noch ein wenig zerknautscht von der unfreiwilligen Diskonacht begrüssen wir den neuen Tag. Der nächtliche Gang auf die aussenliegende Gemeinschafts-Toilette war fast ein wenig abenteuerlich, auch nachts ist allerhand Getier unterwegs und es hatte heftig geregnet. Wir machen uns morgenfrisch und warten während wir die Einsiedlerkrebse im Laub beobachten, hungrig auf das Bimmeln der Glocke, die hier die Mahlzeiten ankündigt.

Einsiedlerkrebs mit Plastikgehäuse

Tamara macht den Frühstücksservice und das Housekeeping im Zion Country. Sie serviert uns und einem Pärchen aus Österreich im Gemeinschaftsbereich ein sehr «toastlastiges» Frühstück mit jamaikanischen Akzenten und Blick über die Bucht. Dazu gab es Kaffee und Saft sowie ein wenig Obst. Wir kommen mit den anderen Gästen ins Gespräch, die nachts angereisten und von Free-I vom Kingstoner Flughafen abgeholt wurden. Sie sind das erste Mal auf Jamaika, haben viele Fragen und freuen sich über unsere Tipps

Die Sonne nimmt sich heute eine Auszeit und wir nutzen das Wetter für eine Fahrt nach Morant Bay und zum Morant Point Lighthouse, dem süd(öst)lichsten Punkt Jamaikas. Der Weg dorthin führt uns durch üppige grüne Landschaften mit vielen Obstplantagen. Portland- die Gegend hier- ist der Obstkorb Jamaikas. Unterwegs entdecken wir einen abgelegenen Friedhof und bestaunen die teils fröhlich und sehr persönlich gestalteten Grabstätten.

Wie auch St. Thomas ist Portland stark geprägt vom Zuckerrohranbau. Vom Rohrsetzling über die Zuckerverarbeitung bis hin zum Rum findet alles auf Jamaika statt. Meist noch in harter Handarbeit. Am Strassenrand begegnen uns immer wieder Männer mit Macheten. Sie wirken auf uns ein wenig wie die von Mutti viel beschworenen Strauchdiebe, dabei sind sie nur auf dem Weg zur Arbeit in den Feldern. Wir fahren durch ein schier nicht enden wollendes Zuckerrohr- Labyrinth zum Leuchtturm. Den Morant Point Lighthouse zu finden, gestaltet sich nicht so einfach, denn die Strasse, die dorthin führen sollte, ist durch den Hurrican Matthew unpassierbar und wir waren oft kurz davor, die Suche aufzugeben. Doch immer wieder war dann da plötzlich jemand, den man fragen konnte oder ein Zeichen tauchte am Wegesrand auf.

Nach endlos scheinender, schlaglochschaukeliger Buckelpiste taucht dann der Morant Point Lighthouse auf und ist sogar zu besteigen. Er ist noch jede Nacht in Betrieb, ausser den dort arbeitenden Männern lebt jedoch dort kein Mensch mehr. Die hammermässige Aussicht in 30 m Höhe lässt den Blick an der Küste entlang über Zuckerrohrfelder und Kokospalmenplantagen schweifen. Ausläufer der Blue Mountains begrenzen die Aussicht nach Norden hin. Die Aussicht ist berauschend und bedrückend zugleich. Sieht man doch eindrücklich genug, welche Mengen Wohlstandsmüll bergeweise angeschwemmt wurden. Unsere holperige Anreise zu diesem abgelegenen Ort hat sich trotzdem gelohnt. Wir tragen uns noch uns ins Gästebuch ein und richten den Leuten dort Grüsse von unseren Gastgebern im Zion Country aus, dann fahren wir weiter in Richtung Morant Bay.

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Eigentlich hatten wir ein wenig Sightseeing in Morant Bay geplant. Doch dort, wo Paul Boogle die Morant Bay- Rebellion anführte, hielten wir nur, um einen Snack und ein wenig Obst zu kaufen. Wir stellen fest, dass Obst hier günstig)er ist, als an der Nordküste. Wahrscheinlich regelt die Nachfrage überall den Preis.

Am Abend lassen wir uns das leckere Abendessen schmecken. Owen, der Koch und herzensgute Seele des Zion Country bereitet Fisch oder Hühnchen nach Wahl zu. Die beiden jungen Österreicher haben ihren Jetlag überwunden und auch zwei Amerikaner geniessen Owens Kochkünste, einer spricht minimal sogar Deutsch. So bleiben wir nach dem Abendessen gern sitzen und tauschen in mehrsprachiger Runde Reiseerfahrungen aus. Free- I gesellt sich dazu und serviert erfrischende Getränke zu fairen Preisen. Er gibt Tipps zu Ausflügen und ist bei der Organisation behilflich oder erzählt einfach einen Schlag aus seinem Leben und von Jamaika.

Ob morgen wohl wieder die Sonne scheint? Wir hoffen es, denn Free-I hat uns empfohlen, die Reachfalls zu besuchen. Die Baumfrösche mit ihrem Bliep-Bliep begleitet vom Zirpen der Grillen und Zikaden singen uns in den Schlaf.

31. Januar 2017 – Schwimmen mit Fischen

Heute Morgen zeigt sich das Wetter wieder von einer besseren Seite und nach dem Frühstück auf der Gemeinschaftsterrasse ziehen wir zu sechst mit zwei Autos los. 10 Tage sind wir jetzt unterwegs, während der letzten Male hiess es dann schon immer „Koffer packen“ und auf nach Hause. Heute packten wir lieber unser „Water- Activity- Equipment“ zusammen, wir wollen zu den Reach Falls, die hier ganz in der Nähe sind. Dieses wundervolle, touristisch kaum erschlossene Naturjuwel kann man entgegen der Strömung erklettern, erschwimmen und entdecken.

Owen hat uns schon telefonisch einen Guide organisiert und Lennard wartet schon am verabredeten Treffpunkt, als wir anreisen. Wir schlüpfen in die Wasserschuhe und folgen ihm durch den Dschungel zum Startpunkt einer erfrischenden Flusswanderung, an deren Ende sich die Reach-Falls ergiessen. Im Laufe der Jahre haben wir ja nun schon einige Jamaikanische Wasserfälle bezwungen, die Reachfalls haben uns jedoch besonders gut gefallen. Schaut selbst.

Die anderen wollten danach noch zu den Guma-Guma-Holes, das sind wasserspeiende Löcher ganz in der Nähe des Zion Country. Doch so langsam geht uns das Geld aus und wir machen uns auf eine erneute Odyssee gefasst, um zu Bargeld zu kommen. Doch nachdem man uns geraten hat, es in Golden Grove zu versuchen, wurden wir dort schnell fündig und der Automat war so gnädig uns Jamaican Dollar auszuspucken.

Da wir an diesem Abend die Einzigen sind, die sich Owens leckeres Abendessen nicht entgehen lassen wollen, werden wir von Free-I auf seine private Terrasse eingeladen, wo wir gemeinsam essen. So wie wir ihn erlebt und empfunden haben, können wir die Rezessionen im Internet gar nicht nachvollziehen, in denen er als arrogant und reserviert beschrieben wird. Wahrscheinlich liegt das Verhalten anderer Menschen doch auch an der Art, wie man ihnen begegnet und was man selbst ausstrahlt. Nach diesem erfrischenden Tag genehmigen wir uns noch eine Rum-Cola in der Hängematte auf der lauschigen Veranda vor unserem Bungalow und lassen uns dann vom Meeresrauschen in den Schlaf wiegen.

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Kategorien:Jamaikatour 2017, Woche II- 29.01.2017- 04.02.2017- von Manchioneal bis in die Blue MountainsSchlagwörter:, , , , , , , , , , ,

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