Mittwoch, 20. März 2019 – In, um und um Kingston herum und ein unverhofftes Wiedersehen
Diesen Morgen nutzen wir, um auszuschlafen, unsere Kofferinhalte zu ordnen und die Finanzlage zu checken. Wir haben durch unsere Grosszügigkeit, was Trinkgelder und diverse Einladungen zum Essen betrifft sowie den ungeplanten Unterkunftswechsel schon mehr ausgegeben, als wir geplant hatten. Doch die Erfahrungen und die Begegnungen, die wir auf jeder Tour machen, sind eh unbezahlbar. Unsere frischen Vorräte gehen langsam zur Neige. Was auch gut ist und so zaubere ich uns aus Instantporridge, Ananas und Bananen einen süssen Start in den Tag.
Gegen Mittag ziehen wir los, bei Old Harbour soll es noch eines von diesen Schlössern geben, die nie ein König von innen gesehen hat. Unterwegs durchfahren wir die Kleinstadt Old Harbour, die gar nicht am Meer liegt, also keinen Hafen hat. Doch die Spanier nutzten diesen Ort, um ihre Schiffe zu bauen und zu reparieren, daher wohl der Name. Um diese Zeit ist der Ort recht belebt, es gibt wieder viel zu schauen. Wir sind schon fast beim gut ausgeschilderten Colbeck Castle, da fällt uns am Wegesrand eine Hühnerfarm auf. Na irgendwoher muss ja das Fleisch für das Jerk Chicken kommen und Eier gibt’s schliesslich auf Jamaika auch zu kaufen …
Das Geheimnis von Colbeck Castle
Wir sind enorm überrascht, was uns dann beim Colbeck Castle erwartet: Eine regelrechte “Schloss”-Anlage, mit Verteidigungsgebäuden an den vier Ecken einer quadratischen Mauer. Freilich verfallen, aber noch gut erhalten. Colonel Colbeck liess vermutlich irgendwo zwischen Mitte bis Ende des 17.Jahrhunderts das damals höchste Gebäude Jamaikas als Verteidigungseinrichtung gegen die Spanier errichten. Heute gehört es zum Jamaica National Heritage Trust. Eintritt mussten wir trotzdem keinen zahlen, es lohnt sich wohl nicht, mitten im Busch ein Kassenhäuschen aufzustellen.
Das Colbeck Castle hatten wir ganz für uns und haben die Kulisse und die Ruhe hier sehr genossen. Den Hinterlassenschaften nach zu urteilen scheint es ein recht beliebter Treffpunkt für liebeshungrige Pärchen und ein toller Ort für Fotoshootings zu sein. Aschenbrödel was here, but she disappear … Ein vortrefflicher Ort, um Fantasien schweifen zu lassen … Wir mussten uns regelrecht losreissen, aber der Hunger trieb uns weiter.
“Fresh Fried Fish From Fire” am Hellshire Beach
Die Aussicht auf frischen Fisch lockte uns zum bekannten Hellshire Beach. Mitten in der Woche ist es hier zwar ruhiger, trotzdem sind viele der rustikalen Strandrestaurants geöffnet und auch am kleinen, kostenfreien Strand haben an diesem Mittwoch viele Einheimische Spaß. Es gibt riesige Reifen zum Ausleihen und auch ein paar Strandverkäufer sind mit Schmuck und Pepper Shrimps unterwegs.
Die Auswahl an Fischbratereien ist gross, viele bieten zudem Lobster an, schliesslich hat dieser gerade Saison. Wir kehren bei “Aunt Merl” ein. Der Fisch, den wir uns wieder selbst aus einer Riesenkühlbox auswählen dürfen, wird – wie im Little Ochie – frisch zubereitet. Wir ordern dazu Festival und setzen uns mit unseren Getränken nach draussen – mit Blick aufs Wasser natürlich.
Langsam, aber sicher frisst der gestiegene Meeresspiegel den Hellshire Beach und die Hütten in denen es Fisch und Seafood gibt, leider auf. Da helfen auch keine Sicherungsversuche mehr. Über kurz oder lang rächt sich die Natur eben für alles, was wir Menschen ihr antun. Der bestellte Fried Snapper Escovich schmeckt – wie immer am Meer – richtig gut. Die bunten Teller sind auch echt was fürs Auge und so ist der Genuss rundum perfekt.
Sun, Fun und Sound am Fort Clarence Beach
Auf Dellys Empfehlung fahren wir dann zum Baden an den Fort Clarence Beach, wo für 200 JMD p.P. “all inclusive” ist: Sun, Fun, Beach und Sound, wie uns am Tor angekündigt wird. Wir bekommen ein Bändchen ums Handgelenk und suchen einen Platz zum Parken, was heute nicht schwer ist und nichts extra kostet. Auch die recht gut gepflegten Toiletten und Umkleiden sind frei nutzbar. In der Nähe steigen Rauchwölkchen auf – irgendwas wird sicher gegrillt oder gekocht – und Musik tönt herüber.
Wir verziehen uns in eine ruhigere Ecke. Der Strand ansich ist schön mit seinem weißen Sand und der Aussicht auf Kingston. Wir finden einen einsamen Plastikstuhl unter einem riesigen Seagrapebaum. In der Nähe hat es sich eine Fellnase gemütlich gemacht, lässt sich aber nicht von uns stören. Erst, als wir uns den Weg in Richtung Wasser bahnen, wird die klapperdürre Hündin nervös und trollt sich vorsichtshalber. Wir sind Vierbeinern grundsätzlich wohlgesonnen, aber Hund kann ja nie wissen …
Das Wasser scheint ziemlich aufgewühlt zu sein, Sand und Seegras umspülen unsere Beine. Wir verweilen nicht lange im Nass. Auf dem Weg zurück in den Schatten gilt es wie vorhin auch schon, den braunen Gürtel, aus Seegras und Algen zu überwinden. Angesichts des pipiwarmen Wassers und der aufgewühlten See verwundert uns das nicht, Klimawandel lässt grüssen.
Unverhofft kommt oft …
Wir geniessen noch ein bisschen das Meeresrauschen und die Aussicht auf Kingston, aber lange ist uns das nicht vergönnt. Eine Nachricht von Nicumma vom Life Yard hat uns aufgescheucht. Meine kleine Kamera ist wohl gestern unter den Autositz gerutscht und wurde gefunden. Um nicht noch mehr Umstände zu machen, holen wir sie selbst aus der Fleet Street ab. Als wir dort eintreffen, ist Priest jedoch noch unterwegs und mit ihm das Knipsgerät. Wir parken direkt gegenüber des Life Yard und schauen mit einem Getränk von der Life-Yard-Bar den Kids beim Fußball zu.
Dann kommt endlich Priest und überreicht mir freudestrahlend das Verlorene. Ich bedanke mich mit einer Umarmung und erkläre: “Bei uns sagt man: Wenn man bei jemandem zu Besuch ist und etwas vergisst heißt das, dass man sich heimlich wünscht, wiederzukommen.” Priest grinst übers ganze Gesicht: “Yah man! Yesterday was not a ‘Good bye’. It was a ‘Come back!’.” Mit warmen Herzen stürzen wir uns in Kingstons Rushhour, was wider Erwarten super klappt.
Unterwegs jagen wir uns noch ein Fried Chicken und zum Dessert gibt’s einen Rum Cream auf der Terrasse unseres “Kingston Home” .
Morgen ist schon wieder Reisetag, na dann … Gute Nacht, Kingston!
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