An der Nordküste Jamaikas thront mit 180 Grad Aussicht auf das Karibische Meer eines der einzigartigsten Herrenhäuser ehemaliger Kolonialherren auf Jamaika.
11 km östlich von Ironshore und circa 10 km westlich von Falmouth bietet das Greenwood Great House geschichtsinteressierten Jamaika- Reisenden ein authentisches Besuchserlebnis. Dieses zeitgenössisch eingerichtete Greathouse überstand unter wenigen unbeschadet die Sklavenaufstände und ist seit Mitte der 1970er im Besitz von Bob und Ann Betton, die das Greenwood Great House für Besucher öffneten.
Um 1660 erhielt Hersey Barret für seine Verdienste bei der Eroberung Jamaikas Land an verschiedenen Orten auf der Karibikinsel. Seither verdiente Familie Barret ein Vermögen mit dem Anbau von Zuckerrohr und der Herstellung von Zucker. Ihre Ländereien sollen 84.000 Hektar umfasst haben und zeitweise besassen die Barrets bis zu 2000 Sklaven. Richard Barret, ein Enkelsohn Hersey Barrets, begann 1780 mit seinem Schwiegervater Phillip Anglin Morris mit dem Bau des zweistöckigen Gebäudes aus Stein und Holz, welches hauptsächlich für gesellschaftliche Anlässe und zu Repräsentationszwecken genutzt wurde. Barrett war ein Cousin der berühmten englischen Dichterin Elizabeth Barrett Browning, deren Porträt man im Greenwood Great House bewundern kann. Den Barrets gehörte unter anderem auch das nahe dem Rose Hall Great House gelegene und ebenfalls erhaltene Cinnamon Hill Great House.
Wer sich einen Einblick ins Gesellschaftsleben der ehemaligen Zuckerbarone Jamaikas erhofft, wird im Greenwood Great House nicht enttäuscht. Und obschon jedes Greathouse auf Jamaika was auf sich hält, natürlich einen Hausgeist hat, treten hier Schauergeschichten komplett in den Hintergrund und lassen Platz für eine Fülle von zeitgenössischen Antiquitäten. Nicht nur Möbel und anderes koloniale Interieur sowie originales Wedgewood- Porzellan der Barrets gibt es im Greenwood Great House zu bestaunen, sondern auch eine kleine Sammlung von Musikinstrumenten jener Zeit, z.B. ein für Edward VII mit wunderschönen Intarsien aus Rosenholz verarbeitetes Klavier von Thomas Broadwood (Beethovens Klavierbauer), eine von weltweit drei noch funktionierenden Drehorgeln und zwei Polyphone, von dem eines durch den führenden Guide zum Leben erweckt wird. Repliken von Ölgemälden mit Porträts der Barret’schen Familienmitglieder schmücken die Wände. So zum Beispiel das bekannte “Pinkie”, welches eine Tante Elizabeth Barrett Browning darstellt, die bereits im Kindesalter verstarb. Die zusammengetragenen Stücke sind so arrangiert, dass man eine sehr gute Vorstellung vom Treiben auf den gesellschaftlichen Anlässen der Zucker-Society Jamaikas bekommt.
Erhalten ist ebenso die ursprüngliche Bibliothek in der es eine Karte von Afrika aus dem Jahr 1626 anzuschauen gibt. Ausserdem sind dort noch ein zur Leiter umfunktionierbares Sitzmöbel und etwa 300 Bücher interessant, darunter eine Erstausgabe von Charles Dickens. Ungewöhnlich für solche Herrenhäuser ist, dass in einem Teil des Untergeschosses auch auf den Umstand der Sklavenhaltung eingegangen wird. Unter anderem finden sich Ausstellungsstücke, wie ein Sklavenfangeisen und Steckbriefe entlaufener Sklaven. Möglicherweise möchte der aktuelle Hausherr als Abkomme Jamaikanischer Sklaven die Erinnerung an dieses dunkle Kapitel Jamaikas nicht auslöschen. Allerdings sollen die Barrets ihre Sklaven vergleichsweise gut behandelt haben und ihnen eine gewisse Grundbildung zukommen lassen haben. Im Aussenbereich wartet eine beachtliche Sammlung von Kutschen für alle möglichen Zwecke auf den Betrachter.
Ein besonderes Highlight des Greenwood Great Houses ist die wahnsinnig weite und beeindruckende Aussicht über das Meer, welche man besonders schön von der über 21 Meter langen Veranda im ersten Stock geniesst. Im “Level Crossing”, einer im Pub-Stil gehaltenen Bar in der ehemaligen Plantagenküche, kann man sich nach der Tour erfrischen und sich ins Gästebuch eintragen. Das Greenwood Great House ist täglich von 09:00 Uhr bis 18:00 Uhr geöffnet, die letzte Tour startet um 17:00 Uhr. Anmeldungen und Preise unter greenwoodgreathouse@cwjamaica.com oder unter +1 876-631-4701
Das Greenwood Great House haben wir 2016 als erstes Great House auf Jamaika besucht, weil wir von seiner Authentizität gehört hatten. Und wir wurden nicht enttäuscht. Liebhabern von Antiquitäten der Kolonialzeit ist das Greenwood Great House eher zu empfehlen als das berühmtere Rose Hall Great House. Ebenso wie dieses passt das Greenwood Great House gut in eine Jamaika-Tagestour mit der Hampden Rum Factory, einer Martha-Brae-Bamboorafting-Tour oder Glistening Waters bei Falmouth.
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